Euphorie zum Mitnehmen, bitte!

Wir stehen klar hinter Miroslav Klose, alles andere wird jetzt allerdings die Zukunft weisen. Es ist sicher auch das heutige Spiel wichtig, wie die Mannschaft heute auftritt, da erwarten wir uns eine klare Reaktion“, hat SCRA-Geschäftsführer Christoph Längle am Sonntag vor dem Salzburg-Spiel in das Sky-Mikrofon gesagt. Und weiter: „Diese Situation müssen wir annehmen, so wir das in den Vorjahren gemacht haben, dann bin ich auch sehr zuversichtlich, dass wir es in dieser Konstellation gemeinsam meistern können.“ Die Altacher zeigten eine Reaktion, spielten 1:1 in Salzburg. Keine 24 Stunden später war Klose trotzdem freigestellt. Man kann die Altacher schon verstehen, dass sie die aktuelle Lage nervös macht, denn die Abstiegsgefahr ist groß. Es ist auch mehr als nur nachvollziehbar, dass sie spätestens nach der 1:2-Heimniederlage gegen Ried den Trainermarkt sondiert haben – und es ist auch verständlich, dass man einen neuen Trainer nicht mit einem Auswärtsspiel in Salzburg beginnen lassen wollte. Aber die Aussagen von Längle sind, um es auf neudeutsch zu sagen, nicht gut gealtert, zumal er auf Nachfrage sogar den Eindruck explizit revidierte, wonach die Mannschaft für den Trainer spielen müsse.

Solche Auftritte lassen das Vertrauen in die Altacher Vereinsführung immer mehr bröckeln. Es wäre klüger, weil ehrlicher gewesen, nicht konkret auf diese Fragen einzugehen. Das hätte zwar für Spekulationen gesorgt, aber schon ein paar Stunden später hat man dann ja ohnehin Fakten geschaffen. So wirkt es im Nachklang, als hätte man mit einer deftigen Niederlage gerechnet, mit der man dann den Trainerwechsel argumentieren wollte.

Sei wie es sei. Jetzt ist also Klaus Schmidt da. Wie in der Saison 2017/18. Und jetzt ist es also der Steirer, der das volle Vertrauen genießt. In der gestrigen Vereinsaussendung lässt sich Längle wie folgt zitieren: „Klaus hat uns vom ersten Moment an die hundertprozentige Überzeugung vermittelt, gemeinsam mit dieser Mannschaft unser Ziel den Klassenerhalt zu erreichen.“ Diese Sätze sind in Altach in den vergangenen Jahren viel zu oft gefallen, als dass sie einem noch vom Hocker reißen würden – sie wirken eher Schablonenhaft. Mal fielen solche Worte in Bezug auf Damir Canadi, mal in Bezug auf Christian Möckel, mal war dieser gemeint, mal jener, zuletzt war Miroslav Klose der Heilsbringer und jetzt ist eben Schmidt der Rettungsanker.

Natürlich empfängt man neue Tainer und Sportliche Leiter mit ganz viel Hoffnung, aber als Außenstehender wird man der Sache langsam müde. Es ist jedes Mal dasselbe Spiel: Neuer Mann, neue Euphorie, neue Aufbruchstimmung – und letztlich endet doch immer alles in und mit der selben alten Leier. Schmidt ist sechste neue Trainer, der seit der Saison 2018/19 vorgestellt wird, bei der Häufigkeit verliert sogar der Reiz des Neuen an Strahlkraft. Der Steirer ist sicherlich eine naheliegende Wahl, weil er den Verein, die Liga und den Abstiegskampf kennt. Vor zwei Jahren hat Schmidt bei der Admira zudem gezeigt, dass er einer dieser Feuerwehrmänner sein kann, der in einer brenzligen Situation wie dieser in kürzester Zeit den Funken für den Klassenerhalt überspringen lassen kann. Aber man darf sich nichts vormachen: Es ist nicht so, als ob Schmidt in Serie bei jedem Verein funktioniert hätte. In Hartberg wurde er zur Winterpause entlassen, seither haben sich die Steirer enorm stabilisiert.

Schmidt ist ein guter Typ. Er kann nichts dafür, dass solche Trainervorstellungen in Altach einen Gewohnheitseffekt bekommen haben. Aber die Rheindörfler dürfen nicht erwarten, dass jetzt allerorts zum x-ten Mal eine Aufbruchstimmung transportiert wird. Die Chancen auf den Klassenerhalt stehen 50-50. Viel wird davon abhängen, wie Altach in die Qualifikationsgruppe startet.

Der Auftakt zu Hause gegen Tirol gefolgt vom Derby in Lustenau und dem Auswärtsspiel in Hartberg ist ein heikles Auftaktprogramm, wobei jetzt natürlich jedes Spiel Final-Charakter hat. In Altach werden sie zweigleisig planen müssen, was eigentlich ein Wahnsinn ist, bei den finanziellen Möglichkeiten der Rheindörfler.

Aber weil das mittlerweile auch schon eine alte Leier ist, sei den Altachern einfach viel Glück gewünscht sowie den Mut dafür, im Sommer endlich mal wirklich neue Wege zu gehen, statt denselben Pfad immer und immer wieder zu beschreiten. Das nennt man nämlich sich im Kreis drehen. Und das tun sie in Altach schon viel zu lange.

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