Das Ukraine-Update: Was heute passiert ist
Experte: Russland hat jeden zweiten Panzer verloren
Einem Bericht der Oryx Monitoring Group zufolge hat Russland im Krieg in der Ukraine jeden zweiten Panzer bereits verloren. Das berichtet der US-Sender CNN und beruft sich auf die Daten der Militäranalysten.
Laut Oryx-Experte Jakub Jankovsky seien rund 1000 eindeutig bestätigte russische Panzerverluste registriert worden, von denen über die Hälfte von ukrainischen Streitkräften erbeutet wurden. Insgesamt geht Oryx sogar von 2000 russischen Panzern, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr einsatzfähig sind, aus.
„Russland hat den Krieg mit etwa 3000 einsatzfähigen Panzern begonnen“, sagt Jankovsky. Rund 4000 Panzer hatte Russland vor Beginn in Reserve. Einige davon hätten aber nur „auf dem Papier“ überlebt. Selbst wenn einige der Panzer repariert werden könnten, seien etwa 30 Prozent unwiederbringlich verloren.
Selenskyj schenkt Belgiens König Teil von abgeschossenem Russen-Jet
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat dem belgischen König Philippe ein besonderes Geschenk gemacht: Er übergab ihm am Donnerstag in Brüssel das Teil eines russischen Kampfflugzeugs vom Typ Su-25, das in der Ukraine abgeschossen wurde. Die ukrainischen Piloten haben darauf die Worte „Together we win“ (Zusammen gewinnen wir) geschrieben, wie der Palast per Twitter mitteilte. Der belgische Ministerpräsident Alexander De Croo war bei der Audienz ebenfalls dabei.
Selenskyj war zu einem Treffen mit den Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten nach Brüssel gereist. Bei einer Pressekonferenz im Anschluss hatte er die EU auf einen gemeinsamen Kampf gegen Russland eingeschworen und zugleich für Kampfjet-Lieferungen geworben.
Ex-US-General Hodges: „Die Krim ist der Schlüssel – dann wird alles fallen!“
Ex-US-General Ben Hodges glaubt daran, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland noch in diesem Sommer drehen kann. Im Interview mit Peter Zalmayev, Direktor der Eurasia Democracy Initiative, und dem ukrainischen Militärblogger Taras Berezovets erklärt Hodges, wie die Ukraine gezielt russische Schwachpunkte ausnutzen sollte, um den Angriffskrieg zu beenden.
„Das Wichtigste ist die Fähigkeit, über lange Strecken präzise Angriffe durchzuführen“, so Hodges. Ob diese nun per Kampfjet, Drohne oder Raketensystemen erfolgen, sei zweitrangig. Gelingt es den Ukrainern, die Nachschubrouten und Hauptquartiere anzugreifen, sei die russische Armee schlagartig in ihrer Effektivität eingeschränkt.
„Wenn sie die Krim erobern, und ich glaube das gelingt noch in diesem Sommer, dann wird alles fallen. Die Krim ist der Schlüssel.“ Über die Krim verlaufe eine wichtige Nachschubroute für russische Truppen. Mit bereits von den USA zugesagten Langstreckenwaffen könne die Ukraine die 2014 von Russland illegal annektierte Halbinsel im Schwarzen Meer zurückerobern. Russland erhalte noch über eine Landroute durch die Südostukraine Nachschub für die Front. Auch hier müssten Langstreckenwaffen zum Einsatz kommen.
Hodges glaubt auch nicht an eine russische Großoffensive im Frühjahr. Selbst wenn der Kreml bis zu 300.000 neue Kämpfer für die russische Armee rekrutieren könnte, so mangelt es doch an Logistik und Erfahrung auf dem Schlachtfeld. Eine große Armee sei nicht zwingend eine starke Armee, so der Ex-General.
Experte erklärt die „drei Überraschungen“ und warum Panzer nicht der „Gamechanger“ sind
In einem Interview mit dem „Spiegel“ hat der US-Militärexperte Michael Kofman die „drei Überraschungen“ des bisherigen Kriegsverlaufs aufgelistet:
„Die erste war, wie sehr die russische Invasion von der Überzeugung gelenkt war, ohne große Gegenwehr gewinnen zu können. Deswegen planten sie eine militärische Operation, die auf einen Regimewechsel abzielte. Eine ernsthafte Konfrontation mit ukrainischen Streitkräften war nie vorgesehen“, sagte er dem „Spiegel“.
„Die zweite Überraschung war der ukrainische Widerstand. Er beruhte zum großen Teil auf dem furchtlosen Einsatz Freiwilliger – und weniger auf einem gut durchdachten Verteidigungsplan.“
„Und die dritte Überraschung war, dass die USA eine Kehrtwende ihrer Politik einleiteten und jetzt nicht nur Material, also Waffen, liefern, sondern auch Geheimdienstinformationen weitergeben.“
In dem Interview erklärte er zudem, warum die Kampfpanzer des Westens, die nun geliefert werden, nicht die große Wende im Krieg sein werden. „Ich bin skeptisch, ob die Auswirkungen für die Ukraine, jetzt über Leopard-2-Panzer zu verfügen, wirklich so bahnbrechend sind“, sagte er dem Magazin. Seine Begründung: „Einzelne Fertigkeiten einer Armee sind grundsätzlich keine sogenannten Gamechanger. Selbst Waffen wie das weitreichende Artilleriesystem Himars haben an Wirkungen verloren“, so Kofman.
Laut dem Militärexperten „entfalten Waffen ihre größte Wirkung, wenn sie zum ersten Mal breit eingesetzt werden. In diesem Krieg wurden bereits Tausende von Panzern zerstört, und ich bezweifle, dass der Qualitätsvorsprung westlicher Panzer nun den Unterschied ausmacht“, so Kofman gegenüber dem „Spiegel“. Sein Fazit: „Die Panzer stärken die Ukraine zwar militärisch, werden aber den Lauf des Krieges nicht maßgeblich verändern.“
Das Ukraine-Update: Was in der Nacht passiert ist
Russische neue Großoffensive rollt bereits
Die erwartete neue Großoffensive der russischen Armee rollt einer Analyse des US-Thinktanks „Institute for the Study of War“ (ISW) bereits. Russische Streitkräfte hätten das Tempo im Oblast Luhansk „spürbar“ erhöht, schreibt das ISW in seinem täglichen Briefing. Große Gebietsgewinne seien Putins Soldaten bisher aber nicht gelungen.
Musks SpaceX kappt Starlink-Verbindung der Ukraine
SpaceX, ein Unternehmen von Elon Musk, hat den Zugang der Ukraine zu den Starlink-Satelliten eingeschränkt. Gwynne Shotwell, Präsidentin von SpaceX, sagte, die Satelliten seien nie für offensive Zwecke aktiviert worden.
Das ukrainische Militär nutzt die Verbindung zu den Satelliten unter anderem, um Drohnen zu steuern. Damit ist nun offenbar Schluss. „Es gibt Dinge die wir tun können, um ihre Fähigkeit dazu einzuschränken. Dinge, die wir tun können und getan haben.“
Über Kampfjets verlieren Macron und Scholz bei Selenskyj-Treffen kein Wort
Erst London, dann Paris – und am Donnerstag nun beim EU-Gipfel in Brüssel: Mit Besuchen in drei europäischen Machtzentralen wirbt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei seinen westlichen Verbündeten um weitere Militärhilfe für den Abwehrkampf gegen die russische Invasion – insbesondere um Kampfjets. Bei einem Treffen mit Kanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Paris sagte Selenskyj am Mittwochabend: „Es geht um Waffen, die für den Frieden notwendig sind. Der Krieg, den Russland entfacht hat, muss gestoppt werden.“ Scholz versprach ihm Unterstützung solange wie nötig, Macron „Unterstützung bis zum Sieg“. Zuvor hatte Selenskyj schon in Großbritannien um Kampfjets geworben.
„Es bleibt dabei: Russland darf diesen Krieg nicht gewinnen“, betonte der Kanzler. Zudem versicherte er vor dem EU-Gipfel am Donnerstag in Brüssel, zu dem Selenskyj als Gast erwartet wird: „Die Ukraine gehört zur europäischen Familie.“ Auf die Forderungen nach Kampfjets gingen weder er noch Macron in ihren knappen Statements vor Beginn des Treffens im Elysée-Palast ein.
Klingbeil wirbt vor EU-Gipfel für diplomatische Initiativen
SPD-Parteichef Lars Klingbeil hat sich vor dem EU-Gipfel in Brüssel für diplomatische Initiativen zur Beendigung des Kriegs in der Ukraine ausgesprochen. „Mich ärgert, wie in der politischen Debatte der Begriff der Diplomatie oftmals fast verächtlich gemacht wird“, sagte Klingbeil den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Für mich sind militärische Stärke und Diplomatie zwei Seiten einer Medaille.“ Zum EU-Gipfel in Brüssel wird an diesem Donnerstag der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als Gast erwartet.
Deutschland leiste auch einen Beitrag zum Frieden, indem es die Ukraine mit Waffen und Ausrüstung unterstütze, sagte Klingbeil. „Auch damit sie stark ist für Verhandlungen, denn am Ende wird dieser Konflikt vermutlich nicht auf dem Schlachtfeld entschieden, sondern am Verhandlungstisch.“ Als Vermittler komme Deutschland nicht infrage, möglicherweise aber die Staatschefs von Brasilien oder der Türkei.
Klingbeil warnte vor abnehmender Unterstützung in der Bevölkerung für die militärische Unterstützung der Ukraine. „Wir müssen davon wegkommen, dass sich die Debatten über Waffenlieferungen überschlagen“, sagte der SPD-Vorsitzende. „Es gibt eine schwindende Akzeptanz in der deutschen Bevölkerung, wenn wir direkt nach Schützenpanzern über Kampfpanzer diskutieren und danach sofort über Kampfjets.“
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