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Vermögensexperte: „Für Klein- und Mittelbetriebe ist die Politik der EZB eine einzige Katastrophe“
Erst hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde viel zu spät auf die Inflation reagiert, dann aber mit zu starken Zinserhöhungen, kritisiert Finanzombudsmann Gerald Zmuegg auf eXXpressTV. In Wahrheit wolle die EZB nur den Zinsabstand zum Dollar-Raum verringern.
Redaktion
5. Feber 2023 19:56
Finanzombudsmann Gerald Zmuegg nimmt sich kein Blatt vor den Mund. So hat er bereits im Frühjahr 2022 den Inflationsprognosen der Europäischen Zentralbank (EZB) widersprochen. Die Inflation wird zweistellig werden, prognostizierte er, und sollte Recht behalten. Sämtliche EZB-Experten hatten mit einer deutlich niedrigeren Rate gerechnet. Warum deren Modelle versagten, will Zmuegg im Gespräch mit eXXpress-Redakteur Stefan Beig nicht kommentieren. Der Geschäftsführer der Zmuegg Vermögensverwaltung GmbH stützt sich bei seinen Prognosen auf Umfragen unter Klein- und Mittelbetrieben (KMU).
„Wer im Vorjahr zwei Prozent für seinen Kredit zahlen musste, wird heuer auf fünf Prozent kommen“
Zurzeit sorgen sich KMU vor allem über die steigenden Strom- und Gaspreisen, wie jüngste Erhebungen unter 745 KMU im Jänner zeigten, berichtetet Zmuegg. Dass die EZB nun den Leitzins um 0,5 Prozent auf insgesamt drei Prozent erhöht hat, werde sich bei KMU, aber auch privaten Haushalten primär in den Kreditverträgen niederschlagen. „Sie werde ab kommenden Monat drei Prozent plus Verdienst der Bank bezahlen müssen“, sagt er gegenüber eXXpress-Redakteur Stefan Beig. „Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das de facto drei Prozent mehr. Sprich: Wer im vorigen Jahr seiner Bank zwei Prozent für einen Kredit zahlen musste, wird heuer auf fünf Prozent kommen.“ Man müsse immer noch Kreditaufschlag und Verdienst der Bank mitbedenken.
Auf maximal 3,50 Prozent dürfte der Leitzins der EZB steigen, wie Marktteilnehmer vermuten, dann dürfte „relativ schnell ein Zinssenkungszyklus einsetzen“ – ebenso wie in den USA.
Nach wie vor spart Zmuegg nicht mit Kritik an der EZB. „Diese Zinshebungen sind weniger geeignet, die Inflation einzubremsen, denn dafür ist es viel zu spät. Das ist eher eine Überforderung für KMU und Haushalten. Motivation für diese Schritte der EZB ist wohl, den Zinsunterschied zu den USA gering zu halten. Bei einem zu großen Zinsunterschied transferieren nämlich vermögende Kunden ihr Vermögen in die USA. Das bedeutet einen Vermögensabfluss, was den Dollar stärkt, wie im vorigen Jahr.“
Inflation wird wegen sinkender Umsätze heuer noch schmerzhafter
Die EZB wolle eine nochmals importierte Inflation durch den sich verschlechternden Wechselkurs zum Dollar darüber hinaus vermeiden. Volkswirtschaftlich sei die EZB-Politik „nicht Fisch und nicht Fleisch: Einerseits tut sie zu wenig zur Inflationsbekämpfung, andererseits geht das Vertrauen in Euro-Raum dennoch verloren.“
Schlecht ist die Situation für Geschäftsführer kleiner Unternehmen. Sie müssten zurzeit an zu vielen Fronten gleichzeitig kämpfen. In den kommenden Jahren werden sie noch die bisherigen Preissteigerungen an die Kunden weitergeben müssen. Gleichzeitig rechnen viele mit einem deutlichen Umsatzeinbruch. Dank hoher Umsätze im Vorjahr war die Inflation bisher noch nicht so stark spürbar.
„Politik hat alles getan, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmer zu schwächen“
Auch sonst spart Zmuegg nicht mit knallharten Aussagen: „Sowohl die EU als auch die Politik in Österreich tun bewusst oder unbewusst alles, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmer abzuschwächen. Nach zwei Jahren Corona muss man das sagen.“ Die Lockdowns seien rein wirtschaftlich eine Katastrophe gewesen. „Man hat Angebot und Nachfrage vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht, durch staatliche Eingriffe, und zwar weltweit. Dadurch entstand die Inflation, die man aber verschläft, wegen der Sünden der Vergangenheit. Die EZB konnte wegen des Geldmengenwachstums nicht rechtzeitig reagieren, und hat dann verspätet viel zu hoch reagiert.“
Fazit: „Für Klein- und Mittelbetriebe ist die Politik der EZB eine einzige Katastrophe. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist sie nicht Fisch und nicht Fleisch.“
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