Ötzi die 2te

Nach dem ich 2015 das erste Mal den, für mich damals berüchtigten, Ötztal-RM erfolgreich (Dank einiger wertvollen Tips von einem „alten“ Rennhasen) in einer Zeit von 9:32 h absolviert habe, versuchte ich einen der begehrten Startplätze für 2016 (ca. 11.000 Bewerber für ca. 4.500 Startplätze) zu bekommen.

Das Glück war mir hold und ich bekam am 8.3.2016 ein Mail mit dem Inhalt „Du bist dabei“.
So, jetzt wurde aus Spaß Ernst und mein Focus lag beim 28.8.2016 / 6:45 Uhr. Mein Ziel für diese Jahr war eine Zeit unter 9 Stunden. Also mußte ein Trainingsplan her. Ich stöberte in den Weiten des Netzes und wurde fündig. Nach eigenem Ermessen und und ein bisschen von da mit ein wenig von dort, waren die kommenden Wochen und Monate mit Trainingsstunden und einigen Rennkilometern ausgefüllt. Hoch und Tiefs in der Leistungsentfaltung wechselten sich ab und dann kam das Ötzi Wochenende.

Freitag 26.8.2016 / 7 Uhr morgens, es ist so weit. Gabi, meine wunderbare Betreuung bei all meine Vorhaben, Princessin und ich machten uns auf den Weg Richtung Westen. Nach einem Zwischenstop beim Händler meines Vertrauens für einen letzten Check der Princessin, waren wir so gegen 15 Uhr in Sölden angekommen. Es folgten Startpaket abholen, Zimmer beziehen und … genau, ins Radgewand und eine kleine Runde zum Akklimatisieren.

Der Samstag war geprägt von Frühstücken, 1 Stunde Rad fahren, am Eventgelände Standeln schauen, Nudel essen, Vuelta schauen, und Entspannen.

Sonntag 28.8.2016 Tagwache 5 Uhr, Frühstück gab es ab 5:30. Start war wie immer um 6:45 Uhr. Aufgrund der optimalen Lage unseres Quartiers (hat meine bessere Hälfte gecheckt 👍) ging sich alles locker aus und es kam kein Stress auf.
So gegen 6:15 Uhr fuhr ich zum Start, genauer gesagt ging ich aus der Haustür und stellte mich auf ;-). Punkt 6:45 Uhr fiel der Startschuss und das Feld von ca. 4.500 Radfahrer setzte sich langsam Richtung Ötz in Bewegung. Es dauerte ca. 3 Minuten bis ich die Startlinie überfuhr und meinen Radcomputer aktivierte. Ab jetzt war fahren nach Plan angesagt um mein gestecktes Ziel zu erreichen.
(Ich hatte schon wie letztes Jahr eine Fahrplan nach Watt. Das heißt das die gesamte Strecke in einzelne Segmente unterteilt und mit einer bestimmten Durchschnittwattzahl hinterlegt war. Ausgehend von meiner Stundenwattleistung zusätzlich mit dem Gesamtgewicht aus Fahrer und Rad ergibt sich eine Gesamtfahrzeit. Bei mir waren es errechnete 8:45 Std.)

Replay <<< überfahren der Startlinie und Radcomputer aktivieren… SCHOCK… mir fehlt die Wattanzeige. Shit, fahren nach Wattplan war somit nix, es mußte eine Alternative her. Grübel grübel und studier, warum passiert das gerade jetzt und mir? Vielleicht kommt die Anzeige noch bis Ötz, ab da geht es ja 19 km hinauf auf’s Kühtai.

Nach rund 37 Minuten war Ötz erreicht (12 min. schneller als Plan), Wattanzeige –› Fehlanzeige, also fahren nach Puls und somit eher konservativ.
Die Auffahrt auf’s Kühtai ging dem Gefühl nach rasch und ich konnte die aufgehende Sonne mit dem wunderbaren Bergpanorama im Hintergrund beim Speichersee 12 min früher genießen. Den Zeitvorsprung nahm ich in die Abfahrt bis nach Innsbruck mit. Bis Innsbruck hatte sich eine 30-40 Mann bzw. Frau große Gruppe zusammen gefunden und gemeinsam ging es Richtung Brenner. 37 km und 1Std 15min später war die Labe am Brenner erreicht. Ich lag jetzt 20 min unter Plan und fühlte mich gut.

Am Brenner hatte ich mein Säckchen vom Hinterlegungsservice deponiert. Ich folgte, wie schon letztes Jahr, dem Ratschlag von Flo und nahm mir Zeit für’s auffüllen der Verpflegung und Flaschen sowie zur Pinkelpause und zum Füße vertreten. Die Brennerlabe verließ ich nach 8 Minuten und machte mich auf den Weg hinunter nach Gasteig.

Mit immer noch 12 min Vorsprung zum Plan folgte der Aufstieg zum Jaufenpass (ca. 15 km und 7,4 % Durchschnittssteigung). Bei dieser Auffahrt ist das Feld schon sehr gelichtet, man(n) hat kein Platzproblem beim Überholen oder überholt werden ;-). Oben auf der Passhöhe angekommen hatte ich immer noch ein 8 Minuten Guthaben. Super, das fahren nach Puls funktioniert nicht so schlecht. Die darauf folgende 20 km Abfahrt nach St. Leonhard ist zwar schön aber anstrengend. Ich lies es zu viel „nur so laufen“ und habe damit bis St. Leonhard 6 Minuten eingebüßt. Nicht’s desto Trotz habe ich immer noch 2 Minuten auf die Planzeit von 8:45 Stundend und 16 Minuten um unter die 9 Stunden zu kommen.

Mit diesen positiven Gedanken macht ich mich bei Temperaturen um die 36°C+ auf den Weg die letzte Hürde, das Timmelsjoch, zu bezwingen. 29 km hinauf bis auf 2.478 m.ü.M, es ist die längste Auffahrt und der höchste Berg für den heutigen Tag. Gedanke: „Du wirfst mich nicht ab, ich freu mich nämlich schon auf die Abfahrt ins Timmelsjochtal.“

Der Berg ist in drei Etappen zu fahren. Die erste Etappe mit ca. 14,5 km war durch die Hitze schwierig. Gott sei dank standen Privatpersonen mit der Gartenschlauchdusche und sorgten so für etwas Abkühlung. Für das letztmalige auffüllen meiner Trinkflaschen nutzte ich die eigens eingerichtete Wasserversorgung eines Bergbauern und verlor somit bei der darauffolgenden Labe keine Zeit. Es folgt der zweite Teil mit flacheren 4,5 km bis es in den dritte und letzte Teil ging. 10 km mit durchschnittlich 7,1 % Steigung und mehreren langen Rampen sind zu bezwingen bis endlich die ersehnten Tunnels und der darauf folgende Grenzübergang „die Passhöhe“ erreicht sind.

Ciao Italia, Griaß di Österreich – 4 Minuten über Planzeit, die 8 vorne sollte sich ausgehen.

Es folgte nach einigen Kehren die Highspeed-Strecke mit Radarmessung. Juhu, voll geil, eine leichte S-Kurve ohne anbremsen und ab in den Gegenhang der letzten Steigung des Tages. 2 km und rund 6,5 % bis zur Mautstelle. Von dort die letzten 17 km bis ins Ziel.
Bergab – Kehren – Obergurgel – Kehren nach Zwieselstein – Regenschauer – leichte Gegensteigung – nochmals alles geben und Mitstreiter abhängen – Kurven mit Kanaldeckeln – Abzweigung Gletscherstrasse – S-Kurve nach Sölden – Flamme Rouge – einen Zahn mehr – 500 m Marke – Tempo verschärfen – anfeuernde und applaudierende Zuseher – 200 m Marke – Sprintmodus – 90° rechts abbiegen auf die Brücke – nass – das geht sich aus, die Reifen halten – Zieldurchfahrt!!! ZEIT??? 08:51:31 – geschafft – zufrieden und den Freudentränen nahe.

Bis zum nächsten Mal, ich hoffe 2017.
-os